Spinat aufwärmen

Ist es ein Mythos, dass Spinat nicht aufgewärmt werden darf? Hier erfahren Sie, was heute noch Fakt ist und was der Vergangenheit angehört.

Für viele Kinder stellt sich die Frage, ob sie aufgewärmten Spinat verzehren dürfen nicht. Denn sie mögen das oftmals leicht bitter und metallisch schmeckende Gemüse nicht und spucken es sofort wieder aus. Diese Abneigung kann sich bis ins erwachsenen Alter ziehen, sodass sie auch dann noch Spinat in jeder Form meiden. Allerdings scheint der Gartenspinat ein Lebensmittel der Extreme zu sein. Denn wer es nicht hasst, der liebt es.

Und gerade beim Spinatliebhaber, sind oftmals die Augen größer als der Mund. Wenn das liebevoll zubereitete Spinatgericht nicht vollständig aufgegessen werden kann, stellt sich natürlich die Frage: Was hat es mit der Aussage, dass Spinat nicht aufgewärmt werden darf eigentlich auf sich? Stammt diese Regel noch aus Urgroßmutters Zeiten und ist schon veraltet? Oder ist an der Giftigkeit von aufgewärmtem Spinat vielleicht doch ein Körnchen Wahrheit?

Darf man Spinat aufwärmen?

Die Frage, ob man Spinat aufwärmen darf oder kann, lässt sich nicht eindeutig mit ja oder nein beantworten. Es kommt ganz darauf an, Wie Sie das Spinatgericht lagern, wie lange Sie es aufbewahren und vor allem, wer es nach dem Aufwärmen verzehrt.

Zunächst gilt es abzuklären, was beim Aufwärmen von Spinat denn überhaupt gefährlich sein könnte: Der Stoff, der für diese Regel verantwortlich ist, heißt Nitrat.

  • Spinat gehört neben Roter Beete, Rettich und Radieschen zu den nitratreichen Gemüsesorten. Da Bakterien, die ebenfalls im Spinat enthalten sind, das Nitrat zu Nitrit umwandeln, wird immer wieder vor dem Aufwärmen von Popeyes Lieblingsgemüse gewarnt.
  • Nitrit kann sich einerseits in das krebserregende Nitrosamin umwandeln.
  • Andererseits kann es den Sauerstofftransport im Blut hemmen.

Je länger Sie also den Spinat aufbewahren, bevor Sie ihn wieder aufwärmen, umso länger haben die Bakterien Zeit zur Umwandlung. Und da sich Bakterien bei warmen Temperaturen besonders wohlfühlen und besonders aktiv sind, spielt es ebenfalls eine Rolle, wie Sie das Gemüsegericht lagern.

Dass unsere Urgroßeltern Spinat nicht aufwärmten, lag daran, dass es zur damaligen Zeit in den wenigsten Haushalten Kühlschränke gab. Das Gemüse wurde bei Zimmertemperatur gelagert. Die Bakterien waren fleißig und so konnte sich im Spinatgericht ein großer Teil Nitrits ansammeln.

Nitrat, das zu Nitrit umgewandelt wird, reagiert mit Hämoglobin (ist in den roten Blutkörperchen und für den Sauerstofftransport verantwortlich) und verwandelt es in Methämoglobin. Das kann jedoch keinen Sauerstoff transportieren. Folglich führt ein zu hoher Anteil von Methämoglobin im Blut zu einem Sauerstoffmangel.

Für Erwachsene ist die Menge Nitrat, die sie über das grüne Blattgemüse aufnehmen in der Regel nicht gefährlich. Denn Erwachsene besitzen ein Enzym, das Methämoglobin wieder in Hämoglobin überführt. Beim Baby und Kleinkind jedoch ist dieses Enzym noch nicht oder nur in sehr geringem Maße vorhanden. Nitrit im Babykörper kann verheerende Folgen haben. Deswegen sollten Kinder keinen aufgewärmten Spinat essen!

Eine weitere Risikogruppe bilden Schwangere und stillende Mütter. Um das Ungeborene nicht zu gefährden, sollten Sie auch während der Schwangerschaft den Nitrat- und Nitritgehalt im Körper möglichst gering halten. Überlassen Sie den aufgewärmten Spinat lieber ihrem Partner. Ob Nitrit in die Muttermilch übergeht, ist nicht wissenschaftlich geklärt. Und weil Vorsicht die Mutter der Porzellankiste ist, sollten Sie, solange Sie stillen, das aufgewärmte Blattgemüse ebenfalls meiden.

Spinat aufwärmen

Spinat aufwärmen: Anleitung

Damit Sie das schmackhafte und gesunde Blattgemüse nicht entsorgen müssen, wenn Sie die Schüssel bei einer Mahlzeit nicht leeren konnten, sollten Sie zum Aufwärmen von Spinat ein paar wichtige Regeln beachten:

  1. Wenn Sie merken, dass der fertig zubereitete Gartenspinat nicht aufgegessen wird, können Sie einem hohen Nitritgehalt vorbeugen. Lassen Sie Gemüse, das Sie nicht verzehren, nicht unnötig lange auf dem Tisch stehen.
  2. Füllen Sie Spinatreste zügig in einen gut verschließbaren Kunststoffbehälter um.
  3. Lassen Sie den übrig gebliebenen Spinat nicht für längere Zeit bei Zimmertemperatur stehen, sondern sorgen Sie dafür, dass er rasch abkühlt.
  4. Um den Energieverbrauchs Ihres Kühlschrankes niedrig zu halten, geben Sie den verschlossenen Kunststoffbehälter mit dem Spinat in ein kaltes Wasserbad. Auf diese Weise kühlt er rasch ab.
  5. Sobald der übrig gebliebene Spinat kalt genug ist, stellen Sie ihn in der verschlossenen Box in den Kühlschrank.
  6. Um die Nitritbildung so niedrig, wie möglich zu halten, sollten Sie das Blattgemüse auch in der Kühlung nicht allzu lange aufbewahren.
  7. Spätestens nach 2 Tagen müssen Sie den im Kühlschrank gelagerten Spinatrest aufbrauchen.
  8. Bereiten Sie vor dem Aufwärmen des grünen Starkmachers zuerst die übrigen Speisen, die Sie gemeinsam mit dem Spinat auf den Tisch bringen möchten, zu.
  9. Erst kurz vor dem Servieren nehmen Sie das Gemüse aus dem Kühlschrank und
  10. wärmen es in einem Topf rasch auf.
  11. Erhitzen Sie den Spinat nicht allzu stark und
  12. genießen Sie ihn, sobald er warm ist.

Spinat aufwärmen in der Mikrowelle

Die Regel, dass Sie Spinat nicht aufwärmen dürfen, stammt aus Urgroßmutters Zeiten. Lediglich für Kinder ist der Verzehr des aufgewärmten Gemüses gefährlich und Schwangere, wie auch Stillende, sollten es meiden. Ob Sie den gesunden Gartenspinat jedoch in der Mikrowelle oder besser auf dem Herd aufwärmen sollten, wurde noch nicht geklärt. Allerdings ist die Antwort darauf schnell gefunden.

Damit sich möglichst wenig Nitrat in Nitrit umwandeln kann, sollten Sie das Blattgemüse so kurz, wie möglich höheren Temperaturen aussetzen. Denn je wärmer es ist, umso wohler fühlen sich die Bakterien, die für die Umwandlung verantwortlich sind. Da sich Spinat in der Mikrowelle schneller auf Speisetemperatur erwärmen lässt, als auf dem Herd, ist das moderne Küchengerät dem Herd vorzuziehen.

Gehen Sie dabei wie folgt vor:

  • Sobald Sie feststellen, dass Sie den zubereiteten Spinat nicht aufessen werden, räumen Sie das Gemüse ab.
  • Füllen Sie den Gartenspinat in einen verschließbaren Plastikbehälter um und
  • kühlen Sie ihn im Wasserbad ab.
  • Den kalten Spinat stellen Sie gut verschlossen in den Kühlschrank.
  • Nach spätestens zwei Tagen muss er wieder auf dem Speiseplan stehen und verbraucht worden sein.
  • Bereiten Sie jedoch zuerst alle anderen Speisen, die Sie gemeinsam verzehren möchten, zu.
  • Decken Sie den Tisch und nehmen Sie erst dann den Spinat aus dem Kühlschrank. Füllen Sie ihn rasch in eine mikrowellentaugliche Schüssel um und
  • stellen Sie die Schüssel abgedeckt in die Mikrowelle.
  • Schalten Sie das Gerät auf 600 Watt und erwärmen Sie das Gemüse circa eine Minute lang.
  • Dann rühren Sie den angewärmten Spinat einmal gut durch,
  • schalten das Mikrowellengerät auf 360 Watt und erhitzen das Gemüse – je nach Menge – für weitere vier Minuten (bei 500 Gramm Spinat).
  • Der aufgewärmte Gartenspinat sollte sofort serviert und verzehrt werden.

Tipps zum Spinat aufwärmen

Umwandlung zu Nitrit hemmen: Um das Nitrat an der Umwandlung zu Nitrit zu hemmen, können Sie den Spinat mit etwas Zitronensaft beträufeln. Das in der Zitrone enthaltene Vitamin C wirkt als Nitratbremse. Möchten Sie GeschmackIhres Gerichtes nicht verändern, darf es nicht zuviel Zitronensaft sein. Alternativ trinken Sie zum aufgewärmten Spinat ein Glas Orangensaft. Auch dieser enthält Vitamin C, das die weitere Umwandlung von Nitrat in Nitrit hemmt.

Nitrat möglichst gering halten: Möchten Sie möglichst wenig Nitrat zu sich nehmen, um die Risiken der Umwandlung von vornherein zu minimieren, waschen Sie frisch geernteten Spinat möglichst gründlich ab. Denn Nitrat ist wasserlöslich. Wenn Sie außerdem noch die äußeren Blätter und die Blattstiele entsorgen, können Sie durch diese Maßnahme den Nitratgehalt erheblich senken.

Verwenden Sie tiefgefrorenen Spinat, sollten Sie auf Markenprodukte zurückgreifen, die über den Herstellungs- und Verarbeitungsprozess offen Auskunft erteilen. Wenn der frische Spinat sofort blanchiert und gefrostet wird, ist sein Nitratgehalt nämlich ebenfalls geringer, als wenn gelagertes Gemüse eingefroren wird.

Nitrat ist auch gesund: Sie sollten wissen, dass Nitrat nicht per se ungesund ist. Ganz im Gegenteil. Nitrat kann laut wissenschaftlichen Forschungsergebnissen nämlich den Blutdruck senken und wirkt außerdem verdauungsfördernd. Laut einer Studie soll eine nitratreiche Ernährung sportlicher und leistungsfähiger machen.

Um den Bakterien möglichst wenig Zeit zu lassen, das gesunde Nitrat in ungesundes Nitrit zu verwandeln, dürfen Sie das aufgewärmte Gemüse nicht lange auf dem Tisch stehen lassen. Essen Sie es möglichst zügig auf. Halten Sie weder frisch zubereiteten, noch aufgewärmten Spinat über längere Zeit warm.

Fisch zu aufgewärmten Spinat meiden: Für die Umwandlung von Nitrit in die wahrscheinlich krebserregenden Nitrosamine sind bestimmte Eiweißabbauprodukte, die sogenannten sekundären Amine notwendig. Diese sind in vielen Nahrungsmitteln und in Arzneimitteln vorhanden. Sie werden aber auch im Laufe der Verdauung vom Körper selbst gebildet. Da Fisch eine größere Menge sekundärer Amine aufweist, ist es ratsam, den aufgewärmten Spinat nicht gleichzeitig mit Fisch zu verzehren.

Da mit jedem Aufwärmen von Spinat nicht nur die Gefahr der Nitritbildung steigt, sondern auch immer mehr gesunde Vitamine und Mineralstoffe zerstört werden, sollten Sie das schmackhafte Gartengemüse höchstens einmal aufwärmen. Was Sie auch bei der zweiten Mahlzeit nicht verputzen können, muss entsorgt werden.

Kann man aufgewärmten Spinat essen:

  • Erwachsene dürfen aufgewärmten Spinat essen, wenn er richtig gelagert wurde und korrekt zubereitet wird.
  • Babys sollten überhaupt keinen Spinat essen.
  • Kleinkinder dürfen keinen aufgewärmten Spinat verzehren. Babynahrung, die selbstverständlich strengen Kontrollen unterliegt, ist jedoch ab dem 7. Monat möglich. Selbstverständlich sollten Sie auch in diesem Alter den Rest eines Gläschens nicht aufwärmen.

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