Saure Milch
Einen ärgert es, der Andere freut sich: Saure Milch spaltet die Gemüter. Warum die Milch sauer wird und wie sie sich sonst verwerten lässt, lesen Sie hier.
Zu Zeiten unserer Ururgroßeltern war es gang und gäbe, dass saure Milch ebenso verwendet wurde, wie frische. Sie war als Dickmilch, Stockmilch oder Setzmilch bekannt und kam in unterschiedlichen Gerichten zum Einsatz. Allerdings gab es damals weder Kühlschränke, noch wurde die Milch durch Pasteurisieren haltbargemacht. Es passierte also relativ häufig, dass die Milch sauer wurde und ausflockte.
Doch obwohl heute selbst die Frischmilch pasteurisiert wird und in jedem Haushalt ein Kühlschrank steht, geschieht es hin und wieder, dass die Milch sauer wird. Denn wer nur morgens seinen Kaffee mit ein paar Tropfen Milch blondiert, hat Mühe einen ganzen Liter rechtzeitig aufzubrauchen. Das ist natürlich höchst ärgerlich, aber in kleineren Mengen wird Kuhmilch selten angeboten.
Milch wird unterschiedlich sauer
Um es gleich vorwegzunehmen, Milch ist nicht gleich Milch. Gerade was das Sauerwerden von Kuhmilch betrifft, müssen Sie unterscheiden, ob Sie Milch verwenden, die Sie direkt beim Bauern einkaufen, die sogenannte Rohmilch oder erhitzte Milch aus dem Supermarkt verwenden. Zur pasteurisierten Milch gehören Frischmilch, ESL- und H-Milch. Denn je nach Sorte wird sie unterschiedlich sauer.
Unbehandelte Milch: Zur Sorte der unbehandelten Milch gehört die Rohmilch, die Sie frisch beim Bauern holen. Nachdem der Bauer die Kuh gemolken hat, füllt er die Milch in große Kannen ab und stellt sie kühl. Ihre Milchkanne oder die Milchflasche wird dann direkt aus der großen Kanne befüllt. Außer dem kühl Stellen ist mit der Rohmilch nach dem Melken nichts passiert.
Auch die Vorzugsmilch, die Sie im Reformhaus kaufen können, ist unbehandelt. Im Unterschied zur Rohmilch vertreibt sie jedoch nicht der Landwirt selber. Vorzugsmilch wird nach dem Melken ebenfalls nur gefiltert und kühl gestellt. Auf ihrer Verpackung müssen der Hinweis Rohmilch, das Verbrauchsdatum sowie eine Aufklärung zur Haltbarkeit vermerkt sein.
Für das Sauerwerden unbehandelter Milch sind Milchsäurebakterien verantwortlich. Sie verwandeln den Milchzucker in Milchsäure. Wenn eine bestimmte Menge Milchsäure in der Milch enthalten ist, zieht sich das Milcheiweiß zusammen und flockt aus. Es gerinnt und die Rohmilch schmeckt deutlich sauer. Je länger die saure Milch steht, umso dickflüssiger wird sie. Sie hat auch den Namen Dickmilch.
Pasteurisierte Milch: Durch Erhitzen wird die Rohmilch haltbar gemacht, denn die in der Kuhmilch vorhandenen Milchsäurebakterien werden abgetötet. Je nachdem, wie lange und wie stark die Rohmilch erhitzt wird, entstehen Frischmilch, ESL-Milch oder H-Milch. Da alle drei Milchsorten pasteurisiert werden, enthalten sie keine Milchsäurebakterien mehr und sollten somit auch nicht sauer werden können.
Dennoch kann selbst H-Milch sauer werden. Denn schließlich befinden sich auch zahlreiche Bakterien in der Luft, die sogar das Verderben auslösen können. Da es sich bei diesen Bakterien jedoch nicht um Milchsäurebakterien handelt, sollten Sie verdorbene Milch nicht mehr verzehren.
Ist pasteurisierte Milch verdorben, lässt sich das nicht immer am ausflockenden Eiweiß erkennen. In manchen Fällen ist die Konsistenz noch immer homogen und flüssig, aber sie weist trotzdem einen bitteren Geschmack auf.
Saure Milch trinken
Ob es angeraten ist, saure Milch zu trinken hängt wieder davon ab, ob es sich um unbehandelte oder um erhitzte Milch dreht. Das lässt sich nicht immer an der Konsistenz der sauren Milch erkennen, denn auch pasteurisierte Kuhmilch kann ausflocken, wenn sie verdirbt. Sie sollten also stets wissen, welche Milchsorte Sie im Kühlschrank stehen haben. Oder auf der Packung nachsehen, wenn Sie feststellen, dass die Milch sauer geworden ist.
Unbehandelte Milch: Handelt es sich um Rohmilch oder Vorzugsmilch, die durch enthaltene Milchsäurebakterien ausflockt und dick wird, dürfen Sie die Dickmilch bedenkenlos trinken. Mit Zucker und Zimt bestreut, schmeckt sie sehr gut. Da die Milchsäurebakterien einen großen Teil des Milchzuckers in Milchsäure umgewandelt haben, wird die Dickmilch sogar von Menschen mit Laktoseintoleranz oft vertragen.
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Pasteurisierte Milch: Ist Frischmilch, ESL-Milch oder H-Milch im Kühlschrank verdorben, handelt es sich nicht um ein natürliches Sauerwerden. Es kann sein, dass Sie die pasteurisierte Milch zu lange ungekühlt auf dem Tisch stehen hatten. Oder dass im Kühlschrank vorhandene Bakterien den Weg durch die Öffnung des Kartons in die Milch gefunden haben.
Es ist für Menschen mit einem gesunden Immunsystem zwar nicht schädlich verdorbene Milch zu trinken, aber ratsam ist es ebenfalls nicht. Wenn Sie es bei einem kleinen Schluck und dem einmaligen Verzehr belassen, sollte es keinen Einfluss auf Ihre Gesundheit haben. Dennoch kann es bei empfindlichen Menschen passieren, dass Übelkeit, Bauchschmerzen und Durchfall als Folgeerscheinungen auftreten.
Als Notfallmaßnahme sollten Sie nach dem Verzehr verdorbener Milch viel Wasser hinterher trinken. Dadurch beschleunigen Sie das Ausscheiden der sauren Milch. Um Magen und Darm zu beruhigen, können Sie zusätzlich Kamillentee zu sich nehmen. Sind nach mehreren Stunden keine Symptome aufgetreten, ist die Gefahr gebannt. Ihr Körper war stark genug, um mit der sauren Milch fertig zu werden.
Saure Milch verwerten
- Ist pasteurisierte Milch im Kühlschrank verdorben, gießen viele Menschen sie einfach in die Spüle. Das ist oft ungewollter Weise nicht ganz verkehrt, denn die saure Milch kann ebenso wie die frische zum Entkalken verwendet werden. Die enthaltene Milchsäure löst den Kalk aus dem Abfluss und sorgt dafür, dass das Wasser wieder besser abfließt.
- Auch Armaturen können Sie mit der verdorbenen Milch behandeln und erfolgreich von Kalkflecken und Wasserspritzern befreien.
- Haben Sie angelaufenes Silberbesteck oder angelaufenen Silberschmuck? Entsorgen Sie die saure Milch nicht, sondern legen Sie das schwarze Silber über Nacht in ein Bad aus saurer Milch. Sie werden staunen, wie frisch und glänzend Sie den Schmuck am nächsten Tag aus dem Milchbad heben können.
- Auch zur Fliesenreinigung können Sie die verdorbene Milch verwenden. Denn mit einem weichen Schwamm und saurer Milch lassen sich die weißen Kalkspritzer von den Fliesen entfernen.
- Treiben ungeliebte Gäste, wie Maulwurf oder Wühlmaus in Ihrem Garten ihr Unwesen, lässt sich den Schädlingen ebenfalls mit saurer Milch beikommen. Gießen Sie die verdorbene Milch ins Wühlmausloch oder den Maulwurfgang und die Plagegeister nehmen Reißaus.
- Haben Ihre Zimmerpflanzen mal wieder eine Extraportion Kalzium nötig, muss es auch keine unverdorbene Kuhmilch sein, die Sie in die Gießkanne füllen. Den Pflanzen ist es nämlich egal, welche Milch sie bekommen. Wichtig ist der Kalziumgehalt. Allerdings sollten Sie zum Pflanzendüngen die saure Milch mit Wasser verdünnen. Außerdem müssen Sie beachten, nur die Pflanzen damit zu behandeln, die einen sauren Boden mögen.
- Auch wenn die saure Milch zum Verzehr nicht taugt, als Hautpflegemittel kann sie verwendet werden. Sie können sich damit eine Gesichtsmaske auflegen. Sie haben die Möglichkeit die saure Milch mit Wasser zu verdünnen und sie als Waschlotion zu verwenden. Und wenn Sie sie ins Badewasser kippen, steigen Sie mit einer fühlbar zarten Haut aus der Wanne.
- Und last but not least können Sie die verdorbene Milch angeblich sogar zur Reinigung Ihrer Wäsche verwenden. Sowohl Rotwein-, wie auch Blaubeerflecken sollen sich damit erfolgreich behandeln lassen.
Tipps rund um saure Milch
Selbstverständlich gelten all die oben genannten Verwertmöglichkeiten der sauren Milch nicht nur für verdorbene Milch. Dickmilch eignet sich auf die gleiche Weise zur Weiterverwertung. Mögen Sie aber den Geschmack nicht, können Sie sie ebenfalls für die Hautpflege verwenden, zur Reinigung einsetzen oder zur Schädlingsbekämpfung nutzen. Oder aber Sie verarbeiten die saure Rohmilch beim Kochen:
- Es lassen sich nicht nur mit normaler Kuhmilch, sondern auch mit saurer Milch schmackhafte Pfannkuchen herstellen. Sie werden beim fertigen Eierkuchen den Unterschied nicht schmecken.
- Auch im Kuchen können Sie statt frischer Milch Dickmilch verbacken. Bei jedem Backrezept, das Milch enthält, können Sie saure Milch stattdessen verwenden, ohne dass der Geschmack des fertigen Backwerks darunter leidet.
- Weil der Milchsäureanteil in der sauren Milch besonders hoch ist, eignet sie sich ebenfalls ideal als Fleischmarinade. Legen Sie das Rindfleisch vor dem Schmoren darin ein, wird der Braten besonders zart.
- Und als Basis für einen leckeren, selber gemachten Hüttenkäse können Sie die sauer gewordene Rohmilch ebenfalls verwenden.
- Sie können saure Milch natürlich auch absichtlich herstellen. Vermischen Sie einfach einen Liter frische Rohmilch mit zwei Esslöffeln Zitronensaft. Lassen Sie die Mischung über Nacht bei Zimmertemperatur stehen und schon am nächsten Morgen können Sie schmackhafte Dickmilch zum Frühstück genießen.
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